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Bauern fordern Konsequenzen

Die Dioxinkrise geht an die Basis wirtschaftlichen Existenz bei vielen Landwirten. Das Präsidium und die Vorsitzenden der Kreisverbände verabschiedeten einen Forderungskatalog.
 
An erster Stelle steht die kurzfristige Bereitstellung von Bürgschaften und Liquiditätshilfen für unverschuldet in Not geratene Agrarbetriebe.

"Riesige Wut im Bauch"

Ein Kommentar von Rainer Tietböhl:

"Lange hat kein anderes Thema uns so umgetrieben und wütend gemacht. Gewissenloses Handeln Einzelner hat zu einer Kettenreaktion geführt, die unabsehbaren Schaden verursacht hat. Viele Verbraucher meiden vermeintlich gefährdete Produkte, die Marktreaktionen sind verheerend, wir Landwirte sind zu Opfern geworden. Die Auswirkungen des fatalen Preisverfalls stellt viele von uns jetzt vor Fragen, die man mit berufsständischem Ethos kaum nicht beantworten kann.

Jeder Landwirt weiß, welche Anstrengungen zur Einhaltung gesetzlicher Regelungen und Vorschriften, zur Sicherung hoher Qualität unserer Produkte unternommen werden. Mit krimineller Energie und Verantwortungslosigkeit Einzelner wurde der Ruf unserer Branche in einen Sumpf von Verdächtigungen und Misstrauen gezogen.

Die Dioxinkrise hat mit einem Handstreich alle aufwändigen Imagekampagnen entwertet. Auch wenn viele Verbraucher ihr Einkaufs- und Essverhalten nicht ändern wollen, die finanziellen Auswirkungen und Existenzängste bei den Landwirten bleiben. Wir brauchen nicht nur Verbraucherschutz, sondern auch einen Schutz unserer Landwirte!

Vertreter aller Kreisverbände unseres Bauernverbandes haben am 19. Januar in einem Forderungskatalog Konsequenzen aus dem Dioxinskandal und dem politischen Krisenmanagement verabschiedet. Ein effizientes Frühwarnsystem und ein Netz von Vorsorgestrategien sollen verhindern, dass Versagen Einzelner solche verheerenden Ausmaße für uns annehmen kann. Wir sind mit Politik und Wirtschaftspartnern im Gespräch, um Schwachstellen auszumerzen und eine Wiederholung auszuschließen.

Im Landesvorstand sind wir uns einig mit der Forderung, dass die Bundesländer Hilfsprogramme erarbeiten und Landwirte finanziell unterstützen müssen. Futtermittelwirtschaft, Versicherungen, Bund und Land müssen einen Fond finanzieren, damit Landwirte, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, unterstützt werden können.

Auch wenn wir Landwirte nicht Verantwortlich für den Skandal sind, müssen wir gemeinsam den Scherbenhaufen beseitigen und das Vertrauen der Verbraucher und Handelspartner zurück gewinnen. Noch mehr Energie brauchen wir selber, um die Auswirkungen der Krise in unseren Betrieben zu überwinden."

"Konsequenzen aus der Dioxinkrise und dem Krisenmanagement"

Forderungskatalog/Mecklenburg-Vorpommern:

* Kurzfristige Bereitstellung von Bürgschaften und Liquiditätshilfen für
unverschuldet in Not geratene landwirtschaftliche Betriebe.
* Etablierung eines effizienten Frühwarnsystems.
* Verschärfung der Futtermittelkontrollen an der Quelle, bei den
Futtermittelfirmen und deren Zulieferfirmen.
* Strengere Zulassungsvoraussetzungen und Registrierungspflicht für
Firmen, die Futtermittel herstellen, lagern, handeln oder
transportieren.
* Strikte Trennung bei Verarbeitung, Lagerung und Transport von
Fetten/Ölen für Industrie und Futtermittel bzw. Lebensmittel.
* Farbliche Einfärbung von Fetten/Ölen, die nur für die Industrie
zugelassen sind.
* Positivliste der für Futtermittel zugelassenen Inhaltsstoffe und offene
Deklaration aller Bestandteile von Futtermittellieferungen an den
Empfänger auf den Lieferscheinen.
* Verpflichtende durchgängige Nutzung und Verwendung der VVVONummern
der belieferten landwirtschaftlichen Betriebe auf
Lieferscheinen von Futtermittelfirmen und bei den
Futtermittelkontrollen im Rahmen der Eigen- und der staatlichen
Kontrollen.
* Einrichtung eines ausreichend dimensionierten Haftungsfonds bzw.
einer entsprechenden obligatorischen Versicherung der
Futtermittelfirmen, die Schäden bei belieferten Landwirten auch bei
Insolvenz des verursachenden Unternehmens oder vorsätzlichem bzw.
kriminellem Handeln übernehmen. (pd)
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