KWS optimistisch zur Zukunft von Gen-Zuckerrüben in den USA
Üplingen - Der Vorstandssprecher der KWS Saat AG, Philip von dem Bussche, sieht den Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben in den Vereinigten Staaten trotz eines kritischen Gerichtsurteils zu der Hackfrucht gesichert.
"Der Anbau wird weitergehen", erklärte von dem Bussche beim InnoPlanta Forum 2010 in Üplingen in der Magdeburger Börde. Keineswegs sei der Anbau gestoppt, sondern vielmehr eine erneute Umweltprüfung durch das Landwirtschaftsministerium in Washington angeordnet worden, betonte von dem Bussche zu einem Ende August in San Francisco ergangenen Urteil.
Nach seiner Darstellung ist die gentechnisch veränderte Zuckerrübe, die seit 2007 in den USA vermarktet wird, von den Ackerbauern mit beispiellosem Tempo eingeführt worden und hat bereits eine Marktdurchdringung von 96 Prozent erreicht. Die Rübe ist von Monsanto mit der auch von Mais und Soja bekannten Herbizidtoleranz ausgestattet worden. Den Einbau des Bt-Gens in das Zuckerrübenerbgut hatte KWS übernommen.
Übergangsvorschriften bis Ende des Jahres erwartet
Weil der Einsatz des Bt-Gens schon vor der Verwendung in Zuckerrüben im US-Ackerbau weit verbreitet war, kam das Urteil aus San Francisco, das landesweit gilt, für die Landwirte überraschend. Gemäß dem Richterspruch dürfen die Rüben, die derzeit noch im Boden sind, wie gewohnt geerntet und verarbeitet werden. Zur nächsten Aussaat werden aber verschärfte Umweltvorschriften gelten. An diesen arbeitet das Landwirtschaftsministerium in Washington derzeit. Übergangsvorschriften will das Agrarressort laut einer Ankündigung von Anfang September bis zum Jahresende vorlegen. Diese können dann auch die Grundlage für den Anbau im nächsten Jahr sein. Die eigentliche Umweltverträglichkeitsprüfung wird dem Ministerium zufolge aber voraussichtlich zwei Jahre dauern.
Strengere Abstandsvorschriften erwartet
Schon in diesen Tagen können die Saatguthersteller allerdings mit der Genehmigung des Ministeriums zur Produktion von Stecklingen rechnen, die aber nicht blühen dürfen. All diese Vorschriften stehen im Zusammenhang mit dem Gerichtsurteil aus San Francisco, das Produzenten von Mangold und Rote Beete angestrebt hatten. In Reaktion auf den Spruch wird nun mit Abstandsauflagen für die Anbauer der gentechnisch veränderten Zuckerrüben und Saatguthersteller gerechnet. Die bisher von den Saatguterzeugern angewandten freiwilligen Vereinbarungen mit den Nachbarn werden daher künftig aller Voraussicht nach nicht mehr reichen.
Geringerer Herbizideinsatz
Die in den USA nun mit Restriktionen belegte Gen-Zuckerrübe von Monsanto und KWS ist auch in Kanada zugelassen. In der EU ist der Anbau verboten, die Einfuhr von Produkten aus der Rübe namens H7-1 aber erlaubt. Das gilt auch für Australien und Mexiko. Sollte es in der Zukunft doch zu einer EU-Zulassung kommen, rechnen KWS und Monsanto mit erheblichen Einsparungen für die Ackerbauern durch einen deutlich geringeren Herbizidbedarf. Würde beispielsweise in Polen die Gentechnik-Pflanze auf 65 Prozent der Rübenfläche angebaut, gehen deren Anbieter von einer Erhöhung der Bruttomarge pro Hektar von 184 Euro bis 362 Euro pro Hektar auf den betreffenden Arealen aus. Aber auch durch konventionelle Forschung hat der Zuckerrübenanbau Fortschritte gemacht.
Hektarziel von 20 Tonnen bis 2020
Von dem Bussche setzt die in den vergangenen Jahren allein durch klassische Methoden erzielten Ertragsfortschritte bei der Zuckerrübe auf rund vier Prozent pro Jahr an, was deutlich mehr als bei anderen Ackerkulturen ist. Davon schreibt er zumindest rund die Hälfte dem Zuchtfortschritt zu. Zu beachten sind zudem Faktoren wie die Erderwärmung, die für eine längere Vegetationsperiode in wichtigen Zuckerrübenanbaugebieten sorgt und die Verfügbarkeit von Kohlendioxyd für die Pflanzen erhöht. Die KWS hat das Ziel eines Zuckerertrages von 20 Tonnen pro Hektar bis 2020 ausgegeben. Momentan werden im Versuchsanbau rund 15 Tonnen pro Hektar erzielt; vor 20 Jahren waren es erst 10 Tonnen Pro Hektar.(AgE)