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Klimawandel beeinträchtigt Biodiversität und natürlichen Lebensgrundlagen

auch in Deutschland

Landnutzungsänderungen und Klimawandel führen seit Jahren zu einem Verlust an biologischer Vielfalt. Auf der Statuskonferenz „Klimawandel und Biodiversität
 
Folgen für Deutschland“ am 19. und 20. Mai 2011 wurde nun vorgestellt, wie der Klimawandel die verschiedenen Lebensräume beeinflusst, welche Auswirkungen der Biodiversitätsverlust für Deutschland haben wird und wie hier sinnvoll gegengesteuert werden kann.

Etwa 150 Wissenschaftler sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beteiligten sich an der Veranstaltung im Frankfurter SENCKENBERG Naturmuseum, die unter der Federführung des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und des Climate Service Centers (CSC), einer Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht stattfand.

Beobachtungsdaten zeigen deutlich, dass es in Deutschland in den vergangenen 100 Jahren wärmer geworden ist. Bis 2100 wird je nach Szenario eine weitere Erwärmung zwischen 2 bis 4°C projiziert. Damit gehen Veränderungen in der Anzahl von Hitzetagen und Extremwetterereignissen einher, mit deutlichen Folgen für die biotische und abiotische Umwelt.


Biologische Vielfalt unter Stress

In Deutschland wurde bisher eine Abnahme kälte- und eine Zunahme wärmetoleranter Tier- und Pflanzenarten beobachtet - ein Trend, der sich in Zukunft verstärken dürfte. Insbesondere Arten mit besonderen Lebensraumansprüchen sind vom Klimawandel bedroht. Da jede Art eine bestimmte Funktion innerhalb von Ökosystemen erfüllt, werden mit zunehmendem Artensterben bzw. mit einer Veränderung der Artenzusammensetzung auch Ökosystemdienstleistungen in Frage gestellt, die durch die biologische Vielfalt erbracht werden: hierzu gehören u.a. die natürliche Reinigung und teilweise Regeneration von Luft, Wasser und Boden, die Kontrolle von Schädlingen und Krankheitserregern oder auch Bestäubungsdienstleistungen von Insekten bis hin zu ästhetischen Aspekten von Erholungslandschaften.


Auswirkungen auf Natur und Mensch?

Die biologische Vielfalt in Städten, Gewässern, Wäldern und auf natürlichen und landwirtschaftlich genutzten Flächen wird sich verändern – alle Lebensräume werden vom Klimawandel beeinflusst. Invasive Tier- und Pflanzenarten dürften sich weiter ausbreiten. Für die menschliche Gesundheit werden eine Reihe von Beeinträchtigungen erwartet: zum Beispiel durch neu eingewanderte Stechmückenarten, durch Zeckeninfektionen oder durch hoch allergene Pollen wie etwa der Ambrosie, deren Pollenflug überwiegend bei Temperaturen über 25°C auftritt.

Dabei wird die Artenvielfalt nicht nur vom Klimawandel bedroht, sondern auch von möglichen Anpassungsmaßnahmen an klimatische Veränderungen. „In der Landwirtschaft könnten Anpassungsmaßnahmen größere Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben, als die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf die Agrarproduktion. Dies gilt insbesondere, wenn man an den Anbau von Energiepflanzen als Beitrag zum Klimaschutz denkt“, sagt Dr. Michaela Schaller, Leiterin der Abteilung Management natürlicher Ressourcen am CSC.


Was muss getan werden?

Anpassungsmaßnahmen müssen daher basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen sorgfältig abgewogen werden. Eine Zusammenfassung des Standes der Forschung wird der Statusbericht „Klimawandel und Biodiversität – Folgen für Deutschland“ leisten, der als Ergebnis der Tagung Ende des Jahres erscheint und zum ersten Mal den Wissensstand für Deutschland verständlich zusammenfasst. „Damit wird ein weißer Fleck in der deutschen Forschungslandschaft geschlossen“, so Prof. Dr. Bernhard Stribrny, Leiter der Abteilung für Wissens- und Ergebnistransfer am BIK-F.

Gestützt auf zahlreiche Studien werden die Wissenschaftler damit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Handlungsempfehlungen für Maßnahmen in den verschiedenen Lebensräumen an die Hand geben. Zum Beispiel in der Landwirtschaft: Hier erweist sich die pfluglose Bodenbearbeitung als interessante Perspektive. Aber auch im Lebensraum Wald herrscht Handlungsbedarf: Aufgrund der langen Planungszyklen in der Forstwirtschaft müssen schon heute beim Waldumbau vermehrt Bäume eingemischt werden, die an die zukünftigen Klimabedingungen angepasst sind. Um Folgen für die Gesundheit abzumildern, ist u.a. konsequentes Monitoring von Krankheitsüberträgern notwendig, die vom Klimawandel profitieren.

Die Tagung wurde vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F), Frankfurt/ Main und dem Climate Service Center (CSC), Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst aus Offenbach, dem Bundesamt für Naturschutz, Bonn, dem Deutschen GeoForschungsZentrum, Potsdam sowie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt/ Main veranstaltet. (Bik-F)
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