Voraussetzungen für hohe Getreidepreise bleiben gegeben
Die Sorge um den Rohstoff Getreide und dessen Preis sowie um eine mögliche Spekulationsblase sind die vordergründigen Eckpunkte der aktuellen Diskussion auf den Agrarmärkten
Übertriebene Befürchtungen und Hoffnungen stehen einander gegenüber. Den Hintergrund dieser Situation beleuchtete der Marktexperte für pflanzliche Produkte der deutschen Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Martin Schraa, aus Bonn bei der Wintertagung des Ökosozialen Forum Österreich in Hollabrunn. Für Schraa spielt der Markt nicht verrückt, er gebe nur das Zusammentreffen wichtiger natürlicher und auch "gemachter" Faktoren, insbesondere von Angebot und Nachfrage, wieder.
Der Welt-Weizenbedarf übersteigt in der laufenden Saison 2010/11 das Angebot um prognostizierte 14 bis 20 Mio. t. Bei Futtergetreide ist die Angebotslücke mit 42 bis 47 Mio. t noch größer. Eine schwache Ernte, auch in der Qualität, ist die eine Seite, ein stetig steigender Verbrauch die andere. Die Welt-Weizenernte ist von 678 Mio. t in 2009/10 um gut 30 Mio. t auf 647,4 Mio. t zurückgegangen. Die Schwarzmeerregion war mit einem Minus von rund 20 Mio. t wegen der Dürre unter anderem in Russland besonders ausschlaggebend.
Der Getreideverbrauch ist in den letzten 20 Jahren um rund 30 % gestiegen - der Sojaverbrauch ist seit 1990 sogar um 145 % gestiegen; in den vergangenen 15 Jahren hat er sich sogar verdoppelt. So schrumpfen auch die Vorräte, bei Brotweizen auf derzeit 178 Mio. t. Der Höchststand betrug hier vor zehn Jahren 210 Mio. t, der Tiefpunkt vor drei Jahren 125 Mio. t. Die globalen Weizenvorräte reichen rechnerisch jetzt für 98, die Maisvorräte für 53 Tage. Politische Einflüsse auf die Getreide- und damit Ernährungsmärkte sieht Schraa in Exportrestriktionen, im Anlegen strategischer Reserven sowie in regionalen Wanderbewegungen der Bevölkerung wie die Landflucht in Afrika.
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