Zuckerbranche befürchtet Quotendiskussion durch Optionenpapier
Wien - Die EU-Zuckerbranche befürchtet, dass mit dem von der EU-Kommission erwarteten Optionenpapier zur Gestaltung der GAP nach 2013 der Fortbestand der EU-Zuckerquoten in Diskussion geraten wird.
Dies wurde am Rande einer Tagung des europäischen Verbandes der Zuckerrübenanbauer, CIBE, in Wien deutlich. Die geltende Zuckermarktordnung in der EU (ZMO) läuft zwar noch bis 2014/15, doch verdichten sich die Vermutungen, dass die Europäische Kommission analog zum Ende der Milchquoten ab 2015 auch den Zuckerquoten an den Kragen will.
So sprach der Generaldirektor des österreichischen Zuckerindustrieunternehmens AGRANA und Präsident des Verbandes der europäischen Zuckerindustrie, Johann Marihart, vor den CIBE-Delegierten im Hinblick auf die anstehende GAP-Reform und deren Auswirkung auf das Zuckerregime davon, dass die Zuckerwirtschaft ihre Reform-Aufgaben erledigt hat und die Weltmarktentwicklungen den Wert der Zuckermarktordnung unterstreichen werden. Marihart machte deutlich: "Wir wollen das Quotensystem behalten."
30-Jahres-Hoch beim Zuckerpreis
Er erinnerte zur Begründung für diese Forderung an die jüngsten Preissprünge am Zuckerweltmarkt. "In der Reform der Zuckermarktordnung war offensichtlich nie eine Situation vorgesehen, in der die Weltmarktpreise den Preis am Binnenmarkt übertreffen. Und nun passiert es zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, dass wir ein 30-Jahres-Hoch beim Zuckerpreis haben."
Volatilität: Die Plage der Märkte
Dies habe zur Folge, dass sich wegen dieser hohen Rohstoffpreise für europäische Zuckerraffineure die Verarbeitung überseeischen Rohzuckers zu EU-Quotenzucker nicht rechne und die von der EU mit Zollfreiheit für Zuckerlieferungen bedachten Gruppen der ärmsten Entwicklungsländer (LCD) und der AKP-Staaten Europa nicht mehr versorgten, weil sie in ihrer Nähe ertragreichere Märkte ohne die hohen Transportkosten nach Europa fänden.
Marihart warnt vor Zuckerknappheit
"Und nun setzt der 85 Prozentige Selbstversorgungsgrad der EU mit Rübenzucker nach der Reform die EU unmittelbar der Weltmarktlage aus", so Marihart. Die Zuckerimporte in die EU seien von drei auf zwei Millionen Tonnen zurückgegangen und die Reserven von zwei auf 1,5 Millionen Tonnen Zucker abgeschmolzen. Der CEFS-Präsident warnte deutlich vor den Folgen von Liberalisierung: "Nur wenn 2010/11 drei Millionen Tonnen Zucker importiert werden können, werden die Zuckerreserven zum 30.September 2011 bei 1,2 Millionen Tonnen (gemessen an einem Jahresverbrauch von 16 Millionen Tonnen) gehalten werden können." (aiz)
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