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Verheerende Eingriffe in deutschen Wäldern

Berlin - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat den deutschen Waldbesitzern zahlreiche Verstöße gegen nationale und europäische Naturschutzvorgaben vorgeworfen.
 

Im Wald habe auf Betreiben des Staates ein "Neoliberalismus" Einzug gehalten, der in erster Linie den Gewinn im Auge habe, kritisierte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger heute in Berlin bei der Vorstellung des erstmals vorgelegten "Schwarzbuchs Wald".

Nach positiven Ansätzen hin zu einer naturnahen Bewirtschaftung seien heute wieder Kahlschläge, das Fällen wertvoller Altbaumbestände und Bodenschäden an der Tagesordnung. Oftmals würden für solche verheerenden Eingriffe die Verkehrssicherungspflicht als Begründung herangezogen und hektarweise Kahlschlag gerechtfertigt. Die nachhaltige, naturnahe Bewirtschaftung weiche nach und nach dem "Leitbild möglichst kurzfristiger Gewinne zulasten kommender Generationen".

Fläche für den Schutz der Artenvielfalt sichern

Der BUND-Chef rief die Bundesbürger auf, "sich um ihren Wald zu kümmern" und auf die Politik Druck für mehr Naturschutz auszuüben. Der BUND plädierte dafür, ein Prozent der öffentlichen Haushalte einzusetzen, um den Wald nachhaltig und naturnah bewirtschaften zu können. "Im Wald wird das Schicksal Tausender von Tier- und Pflanzenarten entschieden." Zum Schutz der Artenvielfalt sollen laut BUND fünf Prozent der Waldfläche als Naturwaldreservate vollständig aus der Nutzung genommen werden. Langfristig sollten diese ungenutzten Flächen um weitere fünf Prozent ergänzt werden.

Staatliche Waldbestände an Private verkauft

Derzeit seien lediglich 0,5 Prozent der Wälder frei von jeder forstlichen Nutzung. Die 15 Fallstudien aus 11 Bundesländern, die in dem Schwarzbuch dokumentiert seien, befassten sich mit dem öffentlichen Wald, da der Staat in der Forstwirtschaft Vorbildfunktion haben müsse. Weiger beklagte, dass Nordrhein-Westfalen erstmals staatliche Waldbestände an Private verkauft habe, um mit den eingenommenen 25,5 Millionen Euro den Haushalt zu sanieren. Die Waldbewirtschaftung habe lange Zeit Verluste geschrieben. Schließlich habe die Politik die Staatsforst gezwungen, Gewinne zu machen. Die Konsequenz seien mehrere Forstreformen gewesen, die zu einem Abbau des Personals und einem Ausbau des Maschinenparks geführt hätten, sagte Weiger.

2.000 Hektar Wald und ein Förster

In Bayern - das Land ist der größte europäische Waldbesitzer - umfasse heutig eine Revierförsterei, die von einem Förster bewirtschaftet werde, etwa 2.000 Hektar. So groß sei früher ein Forstamt mit mehreren Revierförstern gewesen. Weiger wies auf die Konkurrenz zwischen Forst und Jagd hin. Er beklagte einen zu hohen Wildbestand und forderte: "Die Trophäenjagd in unseren Wäldern muss endlich aufhören." Es müsse der Grundsatz gelten: "Wald vor Wild." BUND-Naturschutzexpertin Nicola Uhde warnte: "Nur wenn die Bundesregierung auch hierzulande den Schutz der Wälder ernstnimmt, ist sie im internationalen Kontext glaubwürdig. Ansonsten werden die berechtigten deutschen Forderungen zum Schutz der Regenwälder und des Klimas nicht ernstgenommen." (dpa)
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